Gerade stelle ich mir vor, wie wir im Kollegenkreis zum Business-Dinner zusammensitzen. Der Tisch ist reich gedeckt. Ein Festmahl, zu dem der Chef einlädt. Plötzlich steht er auf, klopft an sein Glas. Alle am Tisch verstummen, als der Chef die Stimme erhebt und aus dem Stegreif heraus zu einer denkwürdige Rede ansetzt. Er spricht über Krisenzeiten. Er berichtet davon, dass einer seiner engsten Mitarbeiter ihn bei den Behörden angeschwärzt haben soll. Bald würden sie ihn holen, einsperren und verurteilen. Vor allem wird der heutige Abend vermutlich der Letzte sein, an dem er mit uns feiern wird. Jedoch sollten wir uns keine Sorgen machen: „Es hat schon alles seinen Sinn.“
Zum Schluss gibt er noch einen aus und beendet seine Ansprache mit folgender Bitte: „Zukünftig, wenn ihr zusammen sitzt und einen hebt, dann denkt an mich!“
Hä???? Was ist da los? Ich versuche, die Geschichte des Abendmahls mit meiner eigenen beruflichen Realität abzugleichen und habe größte Mühe, mir ein entsprechendes Team-Meeting vorzustellen.
Zum einen sind die rauschenden Betriebsfeste, zu denen Chefs einladen, eher selten geworden. Aus Kostengründen gäbe es statt Lammbraten wohl eher Currywurst, für die Veganer eine Linsenpastete. Der Kreis wäre klein und überschaubar: Nur die Hälfte der Belegschaft wäre anwesend, zum Teil präsent oder mit dem Handy beschäftigt. Ein Paar würden sich Online dazuschalten … und der Rest „hat Besseres zu tun“.
Die volle Aufmerksamkeit hätte der Chef dann, wenn er über den Verräter berichtet: Alle Smartphones haben ihn im Fokus, um das Live-Video mit der Online-Community zu teilen. Doch warum sollte jemand beim nächsten Schnaps oder `ner Currywurst an den Chef denken?
Die Geschichte des Abendmahls kann gut auf Unternehmenskulturen heute übertragen werden. Jesus teilte das Brot symbolisch mit seinen Jüngern. Auch heute noch ist das Abendmahl – die Kommunion – ein Ritual, das Christen im Geist Jesu miteinander verbindet.
Genau da hapert es in vielen Unternehmen: Die Kommunikation zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitenden ist oft ein Knackpunkt. Was viele übersehen: Kommunikation stammt vom lateinischen „communio“ ab und bedeutet u.a. „Gemeinschaft haben“. Wäre es in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll, leidige Kommunikationsprobleme am gemeinsamen Tisch zu klären? Den Teamgeist lebendig zu halten? Zu überlegen: Was fördert den Zusammenhalt und schafft ein starkes Miteinander? Welche Gesprächskultur braucht es, um kritische Themen ansprechen zu können? Wie lässt sich eine stabile Vertrauensbande knüpfen – in guten sowie in schlechten Zeiten?
Eine besondere Rolle am Kopfende des „runden“ Besprechungstisches nimmt meist die Führungskraft selbst ein: Sie wird zum Vorbild. Alle Blicke sind auf sie gerichtet. An ihrem Handeln wird der Kurs abgelesen und der Wertekompass ausgerichtet … und an deren Taten wird man sich später mal erinnern! Meinetwegen auch bei der nächsten Currywurst!
In diesem Sinne: Auf euer Wohl!
Eure Stefanie
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