ABENDMAHL
3. April 2023
VERLEUGNUNG
6. April 2023

„Bleibet hier und wachet mit mir!“ Mit diesen Worten wandte sich Jesus Christus an seine Jünger und bat sie innigst, ihm beizustehen. Er hatte „Schiss!“. Er wusste, was ihn erwartet, dass er von den Hohenpriestern gesucht wird. Er stand kurz vor seiner Verhaftung und Hinrichtung. Wenn man dem Begriff „Existenzangst“ ein Bild geben möchte, dann findet man es im Ereignis im Garten Getsemani.

Alle vier Evangelisten beschreiben einen Jesus, der sich in einer tiefen geistigen und emotionalen Notlage befindet. Er zieht sich zurück und betet verzweifelt zu Gott. Ja, er hadert mit seinem Schicksal und zeigt zugleich seine bedingungslose Hingabe und seinen Gehorsam gegenüber Gottes Willen, indem er sagt: „Mein Vater, wenn es möglich ist, soll dieser Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Matthäus 26,39)

Der Kern der Geschichte liegt darin, dass sich Jesus von seiner menschlichen Seite zeigt. Das mag zunächst verwundern: Warum ist der umjubelte Messias plötzlich so verzweifelt? Warum offenbart er den Jüngern seinen Schmerz und seine Angst? Warum reißt er sich nicht zusammen? Und warum erzählen die Jünger ausgerechnet von Jesu schwächsten Momenten? Noch nie was von Imageschaden gehört?

Die verklärte Vorstellung der heldenhaften Führungsfigur zerbricht am Narrativ des einfachen Mannes, der sich in der Nacht entscheidet, seinen eigenen Willen dem Willen Gottes zu unterwerfen. Es ist ein Zeugnis von tiefer spiritueller Hingabe, Aufgabe und Demut. Vielleicht bringt diese nackte Ehrlichkeit zur eigenen Gefühlswelt die wahre Stärke des Anführers zum Vorschein?

Auch heute hält diese Geschichte für Führungskräfte eine starke Botschaft parat. In Krisensituationen erleben sie oft ein ähnliches Wechselbad der Gefühle. Die Bedrohungen sind heute andere, der Tod durch Kreuzigung stellt kein Worst-Case-Szenario mehr dar. Dennoch haben Chefs heute auf ihre Weise „ihr Kreuz zu tragen“, und manchmal tragen sie daran auch schwer. Auch sie haben schwierige Entscheidungen zu treffen, müssen unangenehme Konsequenzen akzeptieren und plagen sich mit Existenzängsten. Ich denke dabei an die vielen Betriebe, die aufgrund der Pandemiemaßnahmen etc. vor dem Aus stehen. Wer weiß, wieviele Chefs derzeit ähnliche Nächte voller Angst, Schrecken und Schmerzen durchleiden. Wieviel Rückhalt und Beistand erfahren sie? Sind auch ihre „Nächsten“ gerade anderweitig beschäftigt oder pennen gar, wie die Jünger Jesu?

Man kann nur hoffen, dass all jene in ihrer Verzweiflung inneren Frieden finden. Vielleicht können auch sie im Gebet, im stillen Dialog annehmen und akzeptieren lernen, was unabwendbar ist. Für all jene freue ich mich, die aus ihren epischen Nächten mit der Selbsterkenntnis hervorgehen: Tränen zeigen ist kein Grund zum Schämen. Ganz im Gegenteil: Tränen sind ein lebendiger Beweis für Menschlichkeit, für Authentizität und für die Fähigkeit, echte Gefühle empfinden zu können.

In diesem Sinne: bleibt menschlich!

Eure Stefanie


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