HOSIANNA
2. April 2023
ABENDMAHL
3. April 2023

30 Silberlinge bezahlten die Hohenpriester Judas Iskariot. Der sogenannte Judaslohn lässt in der Geschichte zwei Seiten der Münzen aufblitzen: Einerseits ist es eine Frechheit der Kirchenobersten, den Verräter mit einem Spottpreis abzufertigen, dafür dass er ihnen half, ein unangenehmes Problem aus der Welt zu schaffen. Anderseits ist es unglaublich, dass ein Mann seinen vertrauten Freund für ein Taschengeld ausliefert. Und während ich mich schon dabei ertappe, sowohl die eine als auch die andere bösartige Absicht gedanklich zu verurteilen, entdecke ich eine dritte Seite an den Silberlingen: Der Rand macht die Verratsgeschichte plötzlich rund, denn wie hätte sich die Verheißung denn sonst erfüllen sollen, wenn nicht die ein oder andere Seite entsprechend gehandelt hätte? Tja, und mit der Kenntnis dieses Randgeschehens ist es schon viel schwieriger geworden, im klassischen Opfer-Täter-Schemata weiterzudenken.

Ohnehin stünde es uns allen vermutlich gut zu Gesicht, wenn wir bei der Beurteilung des Verrats etwas kleinlauter sein würden. „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“ Das sagte einst jener, der verraten wurde. In seinem Bewusstsein scheint demnach bereits die Erkenntnis verankert gewesen zu sein, dass es keinen Heiligen unter den Menschen gibt.

Hört, hört, Freunde des gepflegten Longdrinks! Heißt das denn, dass der Judas auch mitten unter uns ist, möglicherweise auch in uns selbst wohnt? Wenn wir ehrlich sind und uns in unseren eigenen Reihen umschauen, wer könnte denn tatsächlich behaupten, dass Schmiergeld und Bestechung Relikte vergangener Zeiten seien und in unserem Leben, in Freundes-, Familien-, Wirtschafts- und Gesellschaftskreisen keine Rolle spielten?!

Als ob es heute keinen Verrat mehr gäbe – teilweise nicht mal für Geld, sondern schlichtweg für Anerkennung, Ansehen oder Aufstigsmöglichkeiten?

Zumindest in der Unternehmenswelt ist der Judaslohn aus der Passionsgeschichte auch heute noch brandaktuell. Die Metapher kann auf Führungskräfte anspielen, welche die Interessen ihres Unternehmens, ihrer Mitarbeitenden und ihrer Kunden verraten, um ihren eigenen Vorteil zu erlangen. Der Judaslohn kann auch als Warnung dienen: kurzfristige Gewinne durch Verrat haben langfristige Konsequenzen zur Folge. Der Verlust von Vertrauen, Reputation, Ansehen und Freunden sind neben Schuldgefühlen nur einige Konsequenzen, die den Verräter langfristig plagen können. Im Fall von Judas wählte er den Freitod als Ausweg aus seinem Dilemma.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Haltung von Jesus. Er wusste, dass er verraten werden würde. Dennoch ließ er den vermeintlichen Übeltäter nicht auffliegen. Warum? Vielleicht deshalb, weil es eben kein Einzelschicksal ist, sich wegen Geld oder anderen Benefits zu verräterischen Taten verführen zu lassen? Das Einzige, was uns davor schützt, ist Integrität.

In diesem Sinne: lebt integer!

Eure Stefanie


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