Kennst du diese Sätze: „…dann musst du gucken…!“, „…das solltest du…!“, „…du kannst auf gar keinen Fall…!“ In den meisten Fällen ist dahinter eine versteckte Kritik. Was der richtige Weg für mich ist, glauben Menschen oft besser einschätzen zu können, als ich es selbst vermag. Ihre gutgemeinten Tipps, ihre Empfehlungen und Ratschläge bringen sie ungefragt an den Mann oder die Frau. Oftmals trifft ihr Rat wie Schläge auf ihre Mitmenschen, was wiederum häufig unbemerkt bleibt.
Von dieser „Besserwisserei“ ist eine Berufsgruppe besonders betroffen: die Lehrer. Doch auch Chefs, Therapeuten und Coaches stehen ihnen in nichts nach. Ihr Weltbild scheint ganz einfach gestrickt, denn sie kennen nur zwei Meinungen: ihre eigene und die Falsche. Diskutieren ist zwecklos. Am Ende hat immer einer Recht, der andere geht aus dem Diskurs als Verlierer raus, erntet Unverständnis, Kopfschütteln oder gar ein mitleidiges Lächeln für seine „Schwierigkeiten beim Denken“. Doch auch der vermeintliche Gewinner zahlt einen Preis: Er verliert an Vertrauen und Akzeptanz, vielleicht sogar einen Mitarbeiter oder Freund, der sich von ihm distanziert.
Moment! Läuft da gerade nicht etwas schief? Ist es nicht vielmehr ein Zeichen von Schwäche, sein Gegenüber niederzumachen, statt ihm ein gutes Vorbild zu sein und beispielhaft zu zeigen, wie es leichter geht – auf Augenhöhe!
Genau da ist der Hund begraben. Kritik leitet sich vom griechischen Wort
„kritiké“ ab, und bedeutet „die Kunst der Beurteilung“. Dem Kritiker werden fachmännische Kenntnisse unterstellt – und genau diese fehlen eben Vielen. Sie wissen es nicht besser. Ihre Kritik basiert oft auf theoretischen Vermutungen. Der „Faktencheck“ bleibt aus. Sie suchen nicht die Augenhöhe mit ihrem Gegenüber- ganz im Gegenteil: Sie sagen ihnen „von oben herab“, wo es lang geht. Und dabei mangelt es ihnen meist an Mitgefühl, Wertschätzung, Liebe und Respekt für Menschen, die auch Fehler machen können und dürfen.
Hand aufs Herz
Wo bist du als Klugschwätzer unterwegs? Wo bläst du dich auf, und täuschst nur über deine eigenen Schwächen und Ängste hinweg? Alles, was du zu sagen, zu bewerten und zu kritisieren hast, kannst du auch in Liebe tun. Erst dann wird dein Gegenüber dich verstehen und deine Kritik akzeptieren.
Herzlichst
Stefanie Aufleger