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Heute war wieder einer jener Tage, an dem ich von Termin zu Termin hetzte und nur zwischendurch kurz Zeit fand, bei einer Tasse Kaffee im Kaffeehaus durchzuatmen. In Gedanken versunken, E-Mails checken und mitten in den Vorbereitungen für das nächste Gespräch, quatscht mich ein Mann vom Nebentisch an. Es war offensichtlich: er war nicht mehr ganz nüchtern und zog mit seinem Auftreten die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Reihum bekam er dafür kalte Schultern serviert, wurde von der Bedienung ermahnt, er solle doch die anderen Gäste in Ruhe lassen und sie nicht stören. Alle waren genervt, auch ich!

Plötzlich stand er mit seinem Bier an meinem Tisch und fragte höflich: „Gnädige Frau, darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Allein mit diesem Anmachspruch fiel er bei mir in Ungnade. Zu spät! Er nahm gegenüber von mir Platz und begann mir aus seinem Leben zu erzählen – ein Leben mit vielen Ecken, Kanten und Brüchen. Das hat mir gerade noch gefehlt! Da ich derzeit viele Trauerreden halte besteht kein Mangel an Lebensgeschichten, die mir Angehörige fast täglich erzählen. Ich beeilte mich mit meinem Kaffee. Bezahlen und schnell aus dem Staub machen! Die mitleidigen Blicke der anderen Gäste streiften mich und mit jedem weiteren Augenblick spürte ich, dass ich hier und jetzt richtig bin.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich ihn. Er zog sein Hemd zur Seite und gab sein Werner—Beinhart-Tatoo auf der Brust preis. Aha, Werner bringt also meinen Zeitplan durcheinander und neue Prioritäten in mein Leben. Ich schaute in Werners Augen und entdeckte eine Träne, die er verschämt abwischte. Doch ich habe sie gesehen und Werner wurde ganz still. „Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal jemand nach meinem Namen gefragt hat“, sagte er mit brüchiger Stimme.

PUHHHHH! Jetzt war ich ergriffen. Und irgendwie fühlte ich mich auch ertappt. Wieviel Zeit widme ich Menschen und Dingen, Apps und Nachrichten … und wie wenig Zeit und Wertschätzung habe ich scheinbar für Menschen übrig, die durch ihr Aussehen und Verhalten durch mein Raster fallen?

So hetze ich durchs Leben, rufe Toten liebevolle Worte hinterher, zerbreche mir den Kopf darüber, wie ich mit meiner Arbeit die Welt ein bisschen besser machen könnte – und dann kommt Werner und erteilt mir diese beinharte Lektion! Es braucht nicht viel, manchmal nur etwas Zeit und ein Ohr – und damit bin ich offenbar sehr geizig!

Ich bin wirklich erschrocken über mich und meine ignorante Haltung!

Im übrigen: als ich meinen inneren Widerstand überwunden hab, hat sich zwischen uns ein sehr gutes Gespräch entwickelt. Habe viel gelernt und neue Perspektiven bekommen – auf die Welt, über die Liebe und das Leben vor und hinter schwedischen Gardinen.

Erkenntnis des Tage: Zukünftig setze ich neue Prioritäten, stelle die Bedürfnisse von Menschen über alle Dinge. Und falls ich es mal vergessen sollte und in gewohnte Muster zurückzufallen drohe, dann meine Bitte an euch: Erinnert mich daran!

Bleibt lebendig,
eure Stefanie

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